Das Bild hier entstand ein paar Tage vor Oskars Geburt… da war ich in der 40. Schwangerschaftswoche. Und so ungeduldig und gespannt, wie das nun alles werden würde! Jetzt ist Oskar schon über 40 Wochen bei uns… unglaublich! Zeit, mal zurückzublicken und zu schauen, was sich eigentlich alles so verändert hat, seitdem ich Mama geworden bin. Seitdem wir Eltern sind.
Den Schlafmangel werd ich auch nur so 2-3x erwähnen, versprochen!
01. Die Zeit, die Zeit
Ich weiß, ich sag es ständig – aber sie vergeht einfach irgendwie so viel schneller!
02. Einiges, das früher ganz selbstverständlich war, ist jetzt Luxus
Ausschlafen. Durchschlafen. Gut schlafen.
Alleine und ganz in Ruhe aufs Klo gehen. Oder duschen.
Überhaupt: mal alleine unterwegs sein, ohne auf die Uhr oder das Handy schielen zu müssen.
03. Ein neuer Wortschatz
Bei U2 musste ich früher an eine U-Bahn-Linie denken, nicht an eine Früherkennungsuntersuchung.
Und so sind mittlerweile immer mehr Begriffe und Abkürzungen in meinem Wortschatz angekommen: Apgar-Score, PEKiP, BLW, Pinzettengriff, Babyschale, Wickelkreuztrage, Babywanne, diverse Spielzeug- und Equipment-Namen und was es da nicht noch alles gibt!
Was allerdings bei mir noch nicht so wirklich angekommen ist: das weit verbreitete „Wir“, wenn eigentlich von dem Baby gesprochen wird. Ihr wisst schon: „Wir haben einen neuen Body“, „Wir haben gestern mal Erdbeeren probiert“ und so weiter. Spätestens bei „Ich glaub, wir haben die Windel voll!“ bin ich da einfach raus…
04. Größere Distanzen? Kein Thema!
Eine Freundin wohnt zu Fuß etwa 30 Minuten weit weg? Früher ein ganz schön ordentlicher Spaziergang… jetzt sind wir ganz andere Strecken gewohnt. Unter 45 Minuten ist an ein wenig Schlaf im Kinderwagen auch kaum zu denken.
05. Meine neue Frisur: Mama-Dutt
Ich trag meine Haare inzwischen fast immer zusammengebunden. Dutt mochte ich ja auch schon vorher, jetzt ist der aber so ziemlich Standard. Ich glaub ja, zumindest bei mir ist der Haarausfall nur zum Teil hormonell bedingt… ein weiterer großer Faktor ist da auch mein Baby, das ständig an meinen Haaren zieht und sich vor allem äußerst gerne an ihnen festhält.
Kein Wunder, dass viele Mütter immer kürzere Haarschnitte wählen… aktuell bleibe ich aber weiter beim Dutt.
06. Freundschaftsstatus: Es ist kompliziert.
Bei meinen Freundinnen und Freunden ohne Kinder weiß ich oft nicht, ob sie der ganze Baby-Talk langweilt oder sogar nervt… und obwohl ich mir vollkommen bewusst darüber bin, dass das für alle längst nicht so spannend ist wie für uns, hab ich halt auch kaum was anderes neues zu berichten. Manchmal weiß ich auch gar nicht, ob sie wirklich wissen, dass sie auch jederzeit gerne sagen können „hey, ich würd mal wieder gerne was nur mit dir machen – ohne Oskar oder Sven.“ und ich mich freuen würde, das möglich zu machen. Muss ich wohl mal ganz klar kommunizieren!
Auch für mich ist es oft schwierig, wenn meine Freundinnen mir erzählen, was sie alles erleben, während das für mich aktuell so nicht möglich ist. Und mir wird wieder bewusst, wie unterschiedlich unser Leben gerade ist.
Bei manchen Mama-Bekanntschaften ist jetzt die Frage: Haben wir noch mehr gemeinsam, als ungefähr zur gleichen Zeit ein Kind bekommen zu haben? Zum Glück ist die Antwort ganz oft JA!
07. Ich hab ein bisschen was über Babys gelernt
Vorher kannte ich ja nicht so viele. Neu für mich:
- Sie sind echt auch schon in ganz schön mini ganz schön individuell.
- Babys sind deutlich lauter, als ich dachte. Längst nicht nur, wenn sie sich gerade über etwas beschweren! Selbst beim Schlafen geben sie noch so einige Geräusche von sich…
- Die wenigsten lassen sich einfach irgendwo ablegen und liegen dann zufrieden rum. Schade, wär schon oft ganz praktisch…
08. So. Viele. Meinungen.
Bei einigen Themen war mir schon vorher bewusst, dass sie einiges an Diskussionspotenzial mitbringen und auch immer wieder hitzig besprochen werden. (Schnuller oder nicht? Welche Art von Windeln? …) Mir war auch schon klar, dass es ganz viele Beurteilungen und ungefragte Ratschläge geben würde.
Das Ausmaß hab ich trotzdem vollkommen unterschätzt!
Noch dazu so unfassbar viele Rollenklischees (Ein richtiger Junge muss im Dreck spielen!) und Leute, die nicht drauf klarkommen, dass Sven auch Elternzeit nimmt und ich auch noch arbeite.
Tipps austauschen ist wichtig – keine Frage. Der Ton und der passende Zeitpunkt sind aber auch echt wichtig.
09. Prinzipien-Flexibilität
Ein paar Dinge standen für mich schon vor Oskars Geburt fest. Beim Stillen zum Beispiel würde ich einfach ganz ruhig mein Baby anschauen und nichts nebenher machen.
Ob ich das überhaupt eine Woche durchgehalten habe? Ich weiß es gar nicht mehr, zweifele aber stark daran…
So ging es mir dann auch mit einigem anderen, was ich mir so vorgenommen hatte. Ist auch voll ok so, immer mal wieder neu zu schauen und eben zu machen, was sich für den Moment richtig anfühlt. Kann nächste Woche dann auch schon wieder ganz anders sein.
10. Essens-Zeiten
Vor Oskar gab es bei uns manchmal erst nachmittags ein Frühstück. Jetzt haben wir viel mehr Routine in unserem Tagesablauf – und stehen auch an freien Tagen deutlich früher auf. Viel Zeit geht dafür drauf, Essen vorzubereiten… dafür gibt es sehr viel mehr frisch zubereitetes. Und das Mittagessen eben oft schon vor 12 Uhr!
11. Barrierefreiheit? Pff…
Mit dem Kinderwagen unterwegs zu sein, hat meinen Blick da noch viel mehr geschult. Irgendwo steht immer ein Roller im Weg oder ein Auto parkt so, dass ich auf die Straße muss, um daran vorbeizukommen. Ganz viele unserer liebsten Spaziergangsrouten führen uns eigentlich über einige Treppenstufen. Wenn man mal, zum Beispiel auf Bahnhöfen, auf Aufzüge angewiesen ist, merkt man erst, wie viele davon ständig außer Betrieb sind. Und ich kann ja im Zweifelsfall immer noch einfach den Kinderwagen auseinander bauen und ihn ein paar Treppenstufen hoch- oder runtertragen…
12. Eltern werden, Paar bleiben…
Gar nicht mal so leicht. Ganz ehrlich: Wir haben noch nie so viel gestritten. Vor allem nachts liegen oft die Nerven blank.
Gleichzeitig sind wir uns auch oft so nahe und sprechen im gleichen Moment aus, was der andere gerade gedacht hat. Oder wissen, wann der andere einfach nur eine Umarmung und Ruhe braucht.
Aber ja: Wirklich entspannte Zeit zu zweit fehlt. So sehr.
13. Body Positivity und Selbstliebe?
Ja: Diese Mama mag ihren Körper!… und das scheint revolutionär zu sein. Als Mutter, so kommt es mir vor, wird dein Körper noch viel mehr bewertet. Von einer Grund-Unzufriedenheit wird ganz selbstverständlich ausgegangen und sich verschwörerisch zugezwinkert, wenn dann doch mit einem Stück Kuchen, einem Milchkaffee oder gar beidem zusammen „gesündigt“ (hier bitte großes Augenrollen einfügen) wird. Da wird intervall-gefastet und dort die Jeans gefeiert, die endlich wieder passt. Profit lässt sich wohl auch ganz gut daraus schlagen – zumindest hab ich schon ganz kurz nach der Geburt Kooperationsanfragen bekommen zu verschiedenen Mama-Fitness-Programmen. Die meistgestellte Frage ist „Wie hast du deinen Körper zurückbekommen?“. Zu schnell darf es dann aber auch nicht gehen, sonst wird direkt verlangt „Iss doch mal was“ und angemahnt, dass das Baby so ja ganz schlecht versorgt wird.
Ich hätte da mal noch eine so richtig revolutionäre Idee: Körper einfach unkommentiert lassen. Wie wärs?
14. Das Verhältnis zu meinen Eltern (+Geschwistern)
Wir sprechen öfter, sehen uns öfter, sind noch präsenter in unseren Leben. Ich verstehe einiges anders und wahrscheinlich besser.
Und: Es ist total schön, meine Eltern als Großeltern zu sehen!
15. Wie verliebt kann man eigentlich sein?
Es ist unglaublich. Ich konnte mir das vorher einfach nicht so genau vorstellen… ich mein, ich bin ja jetzt nicht zum ersten Mal verliebt. Und ich liebe Sven auch wirklich so sehr! Aber den starre ich nicht an, während er schläft, und finde jedes Zucken und jedes Atemgeräusch einfach nur herzzerreißend perfekt. Und wenn ich ihn dann mal endlich in Ruhe schlafen lasse, schau ich mir dann auch nicht stundenlang Fotos und Videos von ihm an. Aber bei Oskar kann ich einfach nicht genug bekommen!
Vielleicht lässt es auch irgendwann nach? Bisher jedenfalls noch nicht.
Ich muss dann auch jetzt mal dringend zum 32. Mal das eine Video anschauen, bei dem er bei Minute 01:27 so schön beim Lachen gluckst… Ihr entschuldigt mich.
Na, hat dich was auf meiner Liste überrascht?
Was war für dich die größte Veränderung?
4 Kommentare
Bei mir hat sich noch geändert: Ich habe viel mehr Angst als vorher. Plötzlich ist alles irgendwie potentiell gefährlich und ständig frage ich mich, ob alles ok ist. Auch jetzt, wo die beiden älter sind und mir durchaus sagen können, wo es zwickt. Diese Unsicherheiten einfach.
Am Nervigsten tatsächlich die vielen Meinungen. Jeder denkt, er hätte die Weisheit mit Löffeln „gefressen“ (sorry) und andere Meinungen oder Erziehungen werden nur schwer, wenn überhaupt, akzeptiert. Ganz anstrengend: Oft die Meinung älterer, die ja zu ganz anderen Zeiten aufgewachsen sind und es nur schwer akzeptieren können, dass sich da einfach auch vieles verändert hat.
Eine schöne Zusammenfassung, die ich so fast vollständig unterschreiben kann 🙂
20. Juli 2020 um 09:01Die Strumpfhose unter dem Body?! Die gehört doch auf den Kopf 😉😁
22. Juli 2020 um 23:51So schön geschrieben, meine Liebe – und so vieles kann ich schon jetzt absolut nachvollziehen, auch wenn unser Kleiner gerade mal 3 Wochen auf der Welt ist. Das Ausmaß der klugen Ratschläge zum Beispiel oder dass man Babies (unseres jedenfalls) nicht einfach so alleine zum Schlafen ablegen kann. Es ist aber auch eine wunderschöne Veränderung und ich bin so gespannt, was als Nächstes passiert! (:
23. Juli 2020 um 21:25Dieser Text ist wie aus meiner Seele geschrieben💕
16. August 2020 um 18:57Wunderschön! Und Punkt 15 geht mir nach 3Jahren noch immer so. 🥰