Geburtsbericht: Einleitung + Geburt unter Pandemie-Bedingungen

In Oh Baby
am 26. April 2022

Da ist er nun also: mein Bericht zu Jonas‘ Geburt. Besser spät als nie!
Ich glaube, das ist auch mein längster Blogbeitrag jemals geworden… ich hatte wohl mehr als ein bisschen was zu erzählen. Wie schon bei Oskar habe ich mir auch jetzt bei Jonas vorgenommen, meine ganz persönliche Geburtsgeschichte aufzuschreiben. Allein schon durch die Pandemie-Bedingungen war diese Geburt ganz anders als die erste. Ich hab auch schon vor Ewigkeiten damit angefangen, meinen Geburtsbericht zu schreiben, bin aber jetzt erst wirklich damit fertig geworden. Beim Schreiben kamen dann auch einige Emotionen wieder hoch… aber dazu gleich mehr!

Warum einen Geburtsbericht schreiben?

Weil ich nichts vergessen will. Auch schon jetzt, nach 11 Wochen, verblasst da nämlich die Erinnerung bereits ein wenig. Glücklicherweise hat Sven einige Eckdaten aufgeschrieben und ich kann auch durch Chatverläufe und Fotos noch einiges rekonstruieren.

Weil es mir hilft. Das hab ich bereits beim ersten Mal gelernt: Mir tut es gut, über das Geburtserlebnis zu sprechen beziehungsweise zu schreiben. Die Geburtstage meiner Kinder sind so besondere Tage für mich, mit so vielen Emotionen und Eindrücken… für mich lohnt es sich auf jeden Fall, die zu sortieren und zu teilen.

Weil es vielleicht anderen hilft. Geburtsbericht schreiben ist das eine, Geburtsbericht veröffentlichen das andere – ersteres empfehle ich jedem, letzteres erfordert schon ein wenig Mut und kostet mich auch Überwindung. Ich selbst fand es hilfreich, andere Geburtsgeschichten zu lesen. Und immer noch: Auch die Geburten, die keine schockierende Geschichten und keine beschönigten oder stark verkürzten Berichte sind, sollten sichtbar sein. Daher teile ich auch diesen zweiten Geburtsbericht gerne und hoffe, er ist interessant oder hilfreich!

Weil ich ins Detail gehen kann – bin ich auch! Aber auch, weil du als Leser:in selbst entscheiden kannst, wie viele Details du erfahren möchtest. Das find ich im persönlichen Gespräch manchmal schwierig zu entscheiden und abzuschätzen.

Ausgangslage

  • 2. Geburt.
  • Schwangerschaftsdiabetes mit Langzeitinsulin zur Nacht – also wurde eine Einleitung zum errechneten Geburtstermin empfohlen.
  • Ansonsten keine Komplikationen.
  • Kind in Schädellage.

Das Baby wurde immer recht groß und schwer geschätzt – aber meine Blutzuckerwerte waren gut eingestellt, der Bauchumfang kleiner als der Kopfumfang und ich hatte ja auch schon ein Baby, das auch recht groß war und fast 4kg wog, natürlich und mit minimalen Geburtsverletzungen zur Welt gebracht – hier ist der Geburtsbericht von damals. Mein Frauenarzt und meine Hebamme waren da entspannt, also hab ich mir auch keine Sorgen gemacht.

Wahl des Geburtsorts

Dass diese Geburt in einem anderen Krankenhaus als beim letzten Mal stattfinden wird, war klar: in der Zwischenzeit waren wir ja von Wiesbaden wieder zurück in meine Heimatstadt Ludwigsburg gezogen.
Also galt es erst mal, sich zu den möglichen Geburtsorten in der Nähe zu informieren. Ohne insulinpflichtigen Schwangerschaftsdiabetes hätte ich Bietigheim noch sehr interessant gefunden, aber damit wird eine Geburt in einem Perinatalzentrum Level 1 oder 2 empfohlen. Somit hatte ich mich eigentlich schon auf die Klinik in Ludwigsburg eingestellt und war da bereits zum Geburtsplanungsgespräch.
Meine Hebamme hat mich dann noch darauf gebracht, dass auch die Klinik in Winnenden für mich in Frage käme. Daraufhin war ich auch noch dort zur Geburtsplanung.
Für mich klang beides ganz gut und ich war tatsächlich auch bis zum Tag der Einleitung noch unentschieden. Wäre es plötzlich losgegangen, wären wir auch wahrscheinlich eher nach Ludwigsburg gefahren. Hauptgrund für die Entscheidung, dann doch in Winnenden zu entbinden, waren schließlich die längeren Besuchszeiten für Väter. Dort durfte Sven jeden Tag fast 5 Stunden zu Besuch sein – in den anderen Kliniken war nur eine Stunde erlaubt.

Meine (neuen) Ängste

Klar hatte ich auch Angst vor möglichen Komplikationen… Viele meiner Gedanken kreisten aber auch um die Begleitumstände der Geburt, dazu hab ich mir vorab schon so einige Sorgen gemacht.
Großes Thema war natürlich Corona. Ein positiver Test bei mir oder Sven und dann in Isolation zu müssen – oder auch eine Ansteckung bei oder nach der Geburt, dann das Neugeborene anzustecken. Oder nicht zu ihm zu dürfen, sollte er auf die Intensivstation müssen. Da gab es schon so einige Schreckens-Szenarien…
Auch die Einschränkungen bei der Geburt und auf der Wochenbett-Station bereiteten mir Kummer. Immerhin war eine Begleitperson zugelassen – aber auch nicht über die komplette Dauer der Geburt. Dieses Alleine Sein fand ich schon in der Vorstellung echt furchtbar. Ich fand es sehr schön, Sven bei meiner ersten Geburt die ganze Zeit bei mir zu haben, seine Hand halten zu können und dass wir das alles eben zusammen erleben konnten. Auch wenn ich etwas nicht gut fand, konnte ich ihm das einfach mit einem Blick deutlich machen und hatte Unterstützung. So hatte ich nun Sorge, dass ich vielleicht zu schwach sein könnte, für mich einzustehen, wenn ich ganz alleine bin.
Über die Trennung von meinem großen Kind Oskar hab ich mir auch so einige Gedanken gemacht. Wir waren bisher maximal eine Nacht lang getrennt, jetzt würde dieser Zeitraum deutlich länger werden. Denn dass er mich auf der Wochenbettstation in den Tagen nach der Geburt nicht besuchen konnte, wussten wir ja auch bereits vorher.

Die Zeit vor der Geburt

Ich hab mir so sehr gewünscht, dass die Geburt ganz von selbst vor dem Termin losgeht. Also hab ich ein bisschen was versucht, um Wehen zu fördern und die Geburt vorzubereiten: Ich war fleißig spazieren und Treppen steigen, Sven durfte meinen Bauch massieren, ich hab scharf gegessen, verschiedenste Tees getrunken und – wie hier schon erzählt – meine Heublumendampfbäder und Dammmassagen gemacht. Senkwehen hab ich wahrgenommen und hatte auch irgendwann das Gefühl, dass sich der Bauch abgesenkt hat. Auch sonst wurde mein Bauch immer mal hart… aber so richtig tat sich noch nichts.
Dann bekam ich eine Erkältung… und natürlich erstmal die große Corona-Panik. Glücklicherweise waren der PCR-Test und die regelmäßigen Schnelltests alle negativ. Aber mit dem Husten und der allgemeinen Abgeschlagenheit, die ich da spürte, hab ich mich absolut nicht fit genug für eine Geburt gefühlt. Von da an hab ich dann doch eher gehofft, dass ich noch ein wenig Zeit habe, um wieder gesund zu werden, und mich auch gedanklich von einem früheren Geburtstermin verabschiedet – auch wenn der 2.2.2022 ein wirklich tolles Datum gewesen wäre!

Am Tag vor der Geburt haben wir Oskar zu meinen Eltern gebracht, bei denen er nun ein paar Tage verbringen durfte. Wir haben ihm vorher immer wieder erklärt, dass Mama ins Krankenhaus muss und bald mit seinem kleinen Brüderchen zurückkommt – hat er auch wirklich verstanden und anderen Leuten weitererzählt.
Ich war zwar noch nicht komplett wieder fit, aber es ging mir zum Glück schon wieder um einiges besser. So richtig aufgeregt war ich immer noch nicht und hab auch tatsächlich erst jetzt die letzten Sachen in meine Kliniktasche gepackt.

07.02.2022

Wir haben ganz gut geschlafen und wurden erst von unserem Wecker wach… kam in den letzten Jahren auch nicht so oft vor. Danach hat Sven direkt im Kreißsaal angerufen und nochmal erfragt, ob wir auch wirklich kommen dürfen oder etwa zu viel los ist. Durften wir – oder zumindest ich. Beim Kennenlerngespräch in der Klinik hatte ich es so verstanden, dass Sven direkt am Anfang zur Planung der Einleitung mit rein darf und das war auch mit ein Grund, warum wir uns für diese Klinik entschieden hatten. Leider war es wohl ein Missverständnis oder mir wurde etwas falsches gesagt… Ab da hatte ich dann richtig schlechte Laune und Panik und war auch kurz davon überzeugt, nun einfach gar nicht mehr in eine Klinik zu fahren. Auf Sven war ich dann auch sauer, weil ich mir eingebildet habe, dass er sich am Telefon mehr hätte wehren sollen… Hätte ja auch keinen Unterschied gemacht und wir hatten so null Ambitionen, das Paar zu sein, dass sich mit irgendwelchem Gemecker über die geltenden Bestimmungen hinwegsetzt. Ich hatte trotzdem so große Angst davor, die ganze Zeit ohne Sven zu sein, und auf dem Weg zum Krankenhaus flossen schon einige Tränen.

9:00

Kurz nach 9 waren wir dann dort, haben uns verabschiedet und ich bin zum Kreißsaal gegangen, wo ich von einer ganz lieben Hebamme in Empfang genommen wurde. Erst musste ich noch zur Patientenanmeldung und danach wurden dann ein PCR-Test und ein Schnelltest durchgeführt, ein Zugang in meine Hand gelegt und das erste CTG geschrieben. Eine Ärztin hat mich nochmal über verschiedene Einleitungsmethoden aufgeklärt und wir haben uns für ein Prostaglandin-Tampon entschieden, das um kurz nach 11 gesetzt wurde und zunächst 24 Stunden lang in mir bleiben sollte. Für mich die Vorteile: Bei einem Wehensturm könnte man es ziehen und die Wirkung würde sofort nachlassen. Für andere und stärkere Methoden wäre dann in den kommenden Tagen auch noch Zeit gewesen…

12:00

Als nächstes sollte ich nun ein bisschen abwarten. Der PCR-Test war noch nicht ausgewertet, daher konnte ich noch nicht auf Station. Die Hebamme schlug vor, dass ich Sven nochmal herbestelle und mit ihm auf dem Klinikgelände etwas zu Mittag esse und vielleicht ein bisschen spaziere. Mir war gar nicht klar, dass ich nach dem Start der Einleitung nochmal rausgehen durfte und ich hab mich riesig gefreut! Gesagt, getan: wir waren essen und währenddessen musste ich plötzlich die erste größere Kontraktion veratmen. Juhu, es schien wirklich loszugehen! Bei einer Einleitung besteht ja immer auch die Möglichkeit, dass gar nichts passiert (das schonmal nicht, yeah!) oder die Wehen gar nicht muttermundwirksam sind… also waren wir mal ganz vorsichtig optimistisch.
Nach dem Essen waren wir dann noch eine Weile spazieren, immer mal wieder von ein paar Wehen und etwas Hüften kreisen lassen unterbrochen. Das war sehr schön, dass Sven dabei war, meine Hand halten und ein bisschen meinen unteren Rücken massieren konnte. So verging die Zeit ganz schnell und ich war insgesamt sehr zuversichtlich und weniger angespannt.

15:00

Um 15 Uhr sollte ich wieder ans CTG, also haben wir uns verabschiedet und ich ging wieder Richtung Kreißsaal. Zu dem Zeitpunkt war gerade wohl ein Schichtwechsel und die Hebamme, die mich ans CTG angeschlossen hat, musste gleich wieder weg und wusste auch nichts zu meinem PCR-Test. Später kam dann die Hebamme dazu, die von nun an für mich zuständig war, und ich merkte nach ein paar Sätzen schon, dass das menschlich leider nicht so passte. Vielleicht hatte sie einen schlechten Tag, kann ja passieren… aber für mich war es halt echt doof, mich in so einer eh schon so verletzlichen Situation so unwohl zu fühlen. Alles, was sie sagte, kam für mich extrem ruppig und angreifend rüber, und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, das falsche zu sagen und zu tun. Meine Schuhe noch anhaben zum Beispiel, Nagellack und Ringe zu tragen, „Ist Ihr Bauch viel größer als in der ersten Schwangerschaft?“, in dieser Klinik entbinden zu wollen, wie ich atmete, „Und das ist jetzt nicht als Kaiserschnitt geplant? Pfff“… fühlte mich ein bisschen wie in einem Verhör. Sicherlich waren da auch viele richtige Aussagen von ihr dabei, aber der Ton war echt alles andere als nett und bestärkend. Ich wurde dann immer stiller und hab mich auf die Wehen konzentriert… und immerhin, da waren einige auf dem CTG zu sehen! Es passierte also wirklich was.

Hinterher war noch immer kein Zimmer auf Station für mich frei – aber mein PCR-Testergebnis war da und negativ! Also hab ich weiter gewartet, bin im Gang hin- und hergelaufen und hab ein bisschen mit meiner besten Freundin geschrieben, bis ich mein Zimmer beziehen konnte. Dort hab ich meine Sachen sortiert und ein kleines Stück Brot zum Abendessen gegessen. Wehen hab ich weiter regelmäßig bemerkt und dazu kam langsam ein starker Druck im unteren Rücken.
Sven war in der Zeit bei meinen Eltern und hat mir ein paar Bilder von sich mit Oskar geschickt, über die ich mich sehr gefreut habe.

19:00

Um 19 Uhr sollte ich wieder zum CTG, vorher war ich noch ein bisschen Treppen steigen und durch die Gänge laufen – ich wollte es noch ein wenig ausnutzen, nicht liegen zu müssen. Eine liebe Hebammenschülerin hat mir Windeln mit heißem Wasser gefüllt und in den Rücken gelegt, das hat ein wenig gegen die Schmerzen geholfen. Beim CTG schreiben war ich dann fast die ganze Zeit alleine und hatte immer stärkere Schmerzen, dazu kam noch ein echt heftiges Stechen am Muttermund. Leider hat einer der Sensoren immer mal wieder den Kontakt verloren und ich sollte ihn dann selbst festhalten, was ich aber auch nicht so gut geschafft habe… so war das CTG leider nicht so gut auswertbar und ich musste noch länger liegen. Der Gebärmutterhals war noch nicht ganz verstrichen, der Muttermund fingerdurchlässig und das Köpfchen ließ sich noch abschieben – also alles noch nicht so ganz bereit. Sven hat immer mal wieder nachgefragt und ich hab ihm gesagt, wenn er nicht sauer ist, falls es doch falscher Alarm ist, könnte er ja mal losfahren.
Gegen 20:15 Uhr habe ich gegen die Schmerzen noch eine Infusion und Schmerzzäpfchen bekommen – Schmerzen waren zwar noch da, aber ich hab mich ab dann weniger verkrampft gefühlt. Langsam musste ich immer stärker mal auf Toilette, sollte aber noch weiter liegenbleiben. Sven war mittlerweile auf dem Parkplatz und hatte sich einiges mitgebracht, um sich warmzuhalten und die Zeit zu vertreiben. Um kurz vor 9 war das CTG endlich vorbei und ich durfte mal auf die Toilette. Dort hab ich gemerkt, dass ich einiges an Blut und auch das Einleitungs-Tampon verloren hatte. Also hab ich nach den Hebammen geklingelt und nur ganz zittrig gemeint „Ich muss pressen!“. Durfte ich nicht… aber der Muttermund war jetzt vollständig geöffnet und ich sollte Sven schnell Bescheid geben, dass er zum Kreißsaal kommen soll.

21:00

21 Uhr war es also, ich wurde in den Kreißsaal geschoben und durfte endlich lospressen. Dabei hab ich nur geschrien und zur Tür geschaut – und endlich kam Sven hereingerannt! Die Hebamme hat immer mal Anweisungen gegeben, die Hebammenschülerin war wohl dafür zuständig, Dammverletzungen zu vermeiden… so richtig hab ich das alles aber schon gar nicht mehr mitbekommen. Irgendwann sollte ich dann auch zwischen den Wehen pressen, bei einer der letzten Presswehen platzte die Fruchtblase und kurze Zeit später, um 21:21 Uhr, war Jonas dann da.

Hallo Jonas

Und so mini! Es gibt ja noch viel kleinere Neugeborene, das kann ich mir kaum vorstellen… ich find ihn schon so unglaublich klein. Und einfach perfekt! Sven durfte die Nabelschnur durchtrennen, die bereits auspulsiert war. Jonas hat direkt an der Brust getrunken und wir waren so mit Anstarren beschäftigt, dass ich von der Nachgeburt kaum etwas mitbekommen habe und nun wahrscheinlich auch alles durcheinander berichte. Die Plazenta kam nicht an einem Stück, aber zum Glück vollständig. Die Geburtsverletzungen hielten sich auch in Grenzen. Ein Arzt war ganz kurz dabei, um sich Jonas anzuschauen und zwei innere Scheidenrisse zu nähen. Jonas wurde abgetrocknet, gewogen und gemessen, sein Blutzucker wurde gecheckt (nicht unterzuckert, hurra!) und er bekam ein Armband mit unserem Nachnamen. Sein Startgewicht waren 4070 Gramm, er war 53 cm lang und mit 37,5 cm war sein Kopfumfang bisher der größte, der der Hebammenschülerin untergekommen war. Wir durften noch richtig lange gemeinsam kuscheln und die erste Zeit in Ruhe zu dritt genießen, bis ich dann kurz nach Mitternacht mit Jonas auf mein Zimmer in der Wochenbett-Station kam.

Ende gut, alles gut?

Alles ging gut! Bei vielem hatte ich ja richtig Glück: Einleitung direkt wirksam, spontan entbunden, nur geringe Geburtsverletzungen, Kind fit, Sven war am Ende auch noch dabei! Also eigentlich ja alles super. Das Ergebnis ist natürlich auch einfach perfekt!

Ich knabber trotzdem noch ein bisschen daran und als ich beim Schreiben des Berichts an meine Gefühle am Tag der Geburt dachte, kamen mir auch immer mal die Tränen. Gleichzeitig komm ich mir dabei ein bisschen doof vor… die Geburt war insgesamt echt ziemlich super, dann war halt eine Person, die ich vermutlich/hoffentlich nie wieder sehe, ein bisschen unfreundlich zu mir, und jetzt heul ich hier rum? Während andere Gebärende vielleicht alleine durchmussten oder viel schlimmeres erlebt haben? Aber ändern kann ich es auch nicht…
Einige meiner Ängste sind eben leider fast wahr geworden: Ich war wirklich viel alleine – und hätte ich Sven nicht schon vorher gebeten, zum Parkplatz zu kommen, hätte er die Geburt wirklich verpasst. Mir fehlte wirklich die Kraft, mich zu „wehren“ oder für mich einzustehen. Als ich nach dem langen CTG abends auf Toilette war, dachte ich kurz drüber nach, einfach nicht nach der Hebamme zu klingeln und das ganz alleine durchzuziehen… und so sollte eigentlich niemand denken müssen, finde ich.

Was ich gerne anders gemacht hätte:

Vieles hätte ich nicht großartig ändern können… sonst hätte ich mir natürlich Corona + die ganzen Einschränkungen und den Schwangerschaftsdiabetes weggewünscht.

Einzel-/Familienzimmer buchen. Oder besser noch: schon vor der Schwangerschaft eine entsprechende Versicherung abschließen. Ich weiß allerdings auch gar nicht, ob überhaupt eins frei gewesen wäre. Aber mein Zimmer teilen zu müssen war für mich zusätzlicher Stress und Unruhe in den ersten Tagen mit Jonas.

Fragen, ob Sven dazukommen darf. Ich wusste leider gar nicht genau, ab wann Sven dazukommen darf und hab auch gar nicht nochmal nachgefragt. Darüber ärgere ich mich sehr – es wäre auf jeden Fall schön gewesen, wenn er schon früher bei mir gewesen wäre.

Atmen üben. Bei Oskars Geburt hatte ich die Atemtechnik aus dem Geburtsvorbereitungskurs damals noch viel besser parat. Jetzt hab ich manchmal leider so eine panische Schnappatmung gehabt… aber mit ruhiger Atmung sind die Schmerzen für mich echt viel besser auszuhalten. Das hätte ich wirklich noch ein bisschen üben sollen vorher!

Ausdrücken, dass ich mich unwohl fühle. Ich hätte rückblickend doch gerne mal ausgedrückt, dass ich die Hebamme und ihre Fragen und Anmerkungen als störend und unangenehm empfang. Wahrscheinlich hätte sie mich dann noch blöder gefunden… aber ich hätte das Gefühl, für mich eingestanden zu sein und könnte einen Haken dran setzen. Nach der Geburt war sie ja dann schnell verschwunden und davor hatte ich keine Energie dafür übrig.

Rückfragen, welche Medikamente ich da bekomme. Die Schmerzmittel hätte ich sowieso genommen, aber ein paar Infos dazu wären auch ganz interessant gewesen. Immerhin war so der Zugang nicht umsonst…

Vergleich zur ersten Geburt

Das fand ich vorher schon so spannend: Was wird anders sein bei der zweiten Geburt? Wird es schneller gehen oder sich anders anfühlen?

Wehenschmerz – ganz anders! Damals hatte ich fast ausschließlich Rückenwehen, dieses Mal hab ich sie auch im Oberbauch und am Muttermund gefühlt. Vor allem diese erste Wehe, die ich im Sitzen im Restaurant gespürt habe, war so eindeutig und genau so, wie sie oft beschrieben werden (und ich sie vorher gar nicht so kannte): ein krampfartiges Zusammenziehen am Oberbauch, das sich auch nicht ignorieren ließ. Was jetzt schmerzhafter war, kann ich gar nicht so genau sagen… die Rückenwehen waren halt dauerhaft und ohne richtige Pausen, das ist schon sehr unangenehm. Tatsächlich hatte ich auch schon während meiner Periode oder dem Stillen einzelne Momente, die ich persönlich als schmerzhafter empfand – aber so eine Geburt ist dann durch die Dauer und den Druck bei den Presswehen auch eine andere Hausnummer.

Wehen auf dem CTG. Auch ein großer Unterschied: Bei Oskar waren durch die Rückenwehen nie Wehen auf dem CTG zu sehen, jetzt bei Jonas waren sie direkt auch dort im Wehenschreiber sichtbar. Damals war es dann aber egal und die Hebammen versicherten mir, dass es wichtiger ist, was ich empfinde – jetzt wurde die ganze Zeit auf mehr und stärkere Ausschläge gewartet.

Dauer der Geburt. Vom Beginn der Einleitung bis Kind auf der Welt waren es bei Oskar 9 Stunden, bei Jonas 10 Stunden. Offiziell rechnet man wohl von Beginn der Wehentätigkeit an. Da wäre es bei der ersten Geburt mehr, da ich schon von der Nacht vorher an den Druck im Rücken hatte, den ich nicht richtig von den Rückenwehen unterscheiden konnte… also vielleicht insgesamt 21 Stunden? Bei Jonas waren es bei dieser Rechnung 9 Stunden. Alles noch relativ schnell, wenn ich immer von mehreren Tagen Einleitung und Wehen höre… und ich find eh, unter der Geburt laufen die Uhren irgendwie anders und meine Zeitwahrnehmung ist komplett verschoben. Gut, dass Sven so fleißig Notizen gemacht hat!

Angst vor der Geburt. Es hat für mich einen riesigen Unterschied gemacht, dass ich schon so ungefähr wusste, was mich erwartet. Auch wenn einiges dann anders lief, war ich irgendwie noch etwas entspannter. Dieses Mal war ich allerdings ein bisschen ungeduldiger und wollte es eher hinter mir haben. Ich wusste noch, wie gut es sich anfühlt, wenn das Kind dann draußen ist und der Druck nachlässt – diesen Moment hab ich so herbeigesehnt!
Überhaupt wollte ich gerne Einleitung und Geburt so schnell wie möglich hinter mich bringen, weil ich auch gerne so schnell wie möglich wieder nach Hause wollte… und ja schon klar war, dass wir noch bis zur U2 bleiben.

So, mehr fällt mir nun wirklich nicht mehr ein. Ich hoffe, es war ein bisschen was interessantes dabei! Danke fürs Lesen!

Katha

2 Kommentare

  • Carolin

    Liebe Katha,

    danke für den Bericht. Ich freu mich sehr darüber, da man mit Diabetes und Einleitung etc. ja auch viele Horrorszenarien im Kopf hat. Und es macht mir auch große Sorge, dass mein Mann da ggf nicht von Beginn an dabei sein kann. ….und deine Hebamme klingt gruselig – ich kann gut verstehen, dass man sich dann total unwohl fühlt! Ich befürchte, wenn mir so jemand begegnet mache ich mich direkt unbeliebt und werde dann „noch freundlicher“ behandelt🙈

    26. April 2022 um 14:43 Antworten
  • Johanna

    Hey, vielen Dank für den Bericht und an dieser Stelle auch herzlichen Glückwunsch zur Geburt von Jonas! Es tut sehr gut, von anderen Schwangeren zu lesen, die ebenfalls die typischen „Coronazeitprobleme“ haben… Auch den Punkt mit der Hebamme und das „sich wehren“ vs ignorieren kann ich gut verstehen. Auf jeden Fall musst Du Dir selbst keine Vorwürfe machen, dass Du ihr nicht mehr contra gegeben hast. Es ist eben eine sehr besondere Situation und wie Du schon selbst geschrieben hast: Du wirst sie nicht wieder sehen und vielleicht hätte es nichts gebracht.

    Habt noch eine ganz schöne Anfangszeit zu dritt!

    28. April 2022 um 11:04 Antworten
  • Antworten

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